An heißen Tagen haben die Freibadmitarbeiter alle Hände voll zu tun. Denn unter den aktuellen Corona-Bedingungen ist ihr Job um einiges härter geworden. Ein Besuch im Haarer Freibad.
– Am Himmel setzen sich die ersten Sonnenstrahlen gegen die tiefgrauen Wolken durch. Die Oberfläche des Nichtschwimmerbeckens im Freibad Haar bewegt sich kaum. Nur am Rand schwappt das glasklare chlorgetränkte Wasser in die Rillen des Filters. Doch die Ruhe täuscht. An heißen Tagen müssen die Freibadmitarbeiter die Stoppuhr stellen. Denn nach einer Viertelstunde im Becken wechseln die Badegäste. Der Grund: Es dürfen coronabedingt nur 80 Schwimmer gleichzeitig im Wasser sein. Die Anzahl der Personen im Becken zu kontrollieren, ist nur eine von vielen Aufgaben, die die Freibadmitarbeiter dieses Jahr zusätzlich erledigen.
650 Gäste dürfen gleichzeitig ins Bad
„650 Gäste dürfen gleichzeitig ins Bad“, sagt der zweite stellvertretende Bäderleiter Bekim Kafexholli (33), während er den schwarzgelben Pfeilen auf dem Boden Richtung Sportbecken folgt. Die Sneakers quietschen auf den Fließen. Seit einer Stunde ist das Freibad geöffnet, doch nur eine handvoll Gäste im Bikini und Badehose liegen auf der Wiese oder ziehen ihre Bahnen im Wasser. „Heute ist wegen des Wetters natürlich weniger los“, sagt Kafexholli. Ein entspannter Tag nach wochenlangem Sommerstress.
Gäste zählen und ständig desinfizieren
Griffe desinfizieren, Gäste zählen, Kontaktformulare ausfüllen, Hinweisschilder anbringen und natürlich Becken beaufsichtigen. Die Freibadmitarbeiter sind eingespannter denn je – und das mit Minimalbesetzung. „Wir haben dieses Jahr keine Saisonkräfte“, sagt Kafexholli. Zusammen mit acht Kollegen und einem Azubi stemmt er das Tagesgeschäft. Damit die Mitarbeiter die vielen Aufgaben trotzdem erledigen können, wurden die Öffnungszeiten angepasst. Statt von 7 bis 20 Uhr, hat das Bad nun von 10 bis 20 Uhr offen. „So überschneiden sich die beiden Schichten zur Mittagszeit, wenn am meisten los ist“, erklärt der zweite stellvertretende Bäderleiter, während er seinen Blick über das Bad und seine Gäste schweifen lässt. Kafexholli hat alles unter Kontrolle.
Sprungturm wird nur in Ausnahmefällen geöffnet
Mit einer Taucherbrille auf dem Kopf und in einem Badeanzug gekleidet kommen zwei Mädchen auf den 33-Jährigen zu. Sie drucksen ein bisschen herum, bis die Größere der beiden ihren Mut zusammennimmt und fragt: „Können Sie den Dreier aufsperren?“ Kafexholli überlegt. Eigentlich sind die Sprungtürme und Rutschen gesperrt. Nur an den Wochenenden, wenn die DLRG aushilft, werden die Spaßattraktionen geöffnet. Doch heute ist so wenig im Freibad los, dass Kafexholli eine Ausnahme macht. Die Mädchen springen in die Luft, klatschen sich ab und rennen los, vorbei am Sportbecken, in dem ein Dutzend Schwimmer durchs Wasser kraulen.
Es gibt nur Tageskarten ohne Reservierung
„Wir haben immer noch einige Gäste, die fast jeden Tag kommen“, sagt der 33-Jährige. Obwohl das Freibad Haar diesen Sommer keine Jahres- oder Zehnerkarten anbietet. Es gibt nur Tageskarten für vier Euro. Die Tickets können jeden Morgen ab 10 Uhr an der Kasse gekauft werden. Reservierungen sind nicht möglich. „Die Schlange ging auch schon mal bis zum 200 Meter entfernten Edeka“, erinnert sich der 33-Jährige. Wenn die Obergrenze von 650 Besuchern erreicht ist, muss das Bad schließen. „Meistens kommt nach ein paar Minuten aber wieder jemand raus, sodass man nicht länger als eine Viertelstunde warten muss“, versichert Kafexholli. In den vergangenen Wochen kann er die Male, in denen das Bad voll war, jedoch an einer Hand abzählen. „Es ist deutlich weniger los dieses Jahr“, sagt der 33-Jährige. „Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass die Leute noch Angst haben.“
Schlange stehen für ein Ticket im Unterhachinger Freibad
Im Freibad Unterhaching hingegen stehen die Bürger in der Früh Schlange, um eins der heiß begehrten Tickets zu bekommen, oder sie versuchen in der Nacht zuvor über PayPal eine Karte zu ergattern. Insgesamt dürfen, ähnlich wie in Haar, 750 Besucher ins Bad. Auch die Aufgaben der Mitarbeiter sind vergleichbar. „Hinzugekommen ist ein erheblicher Mehraufwand für die notwendigen Zwischenreinigungen/-desinfektionen“, sagt Rathaussprecher Simon Hötzl. Außerdem muss kontrolliert werden, ob der Mindestabstand eingehalten wird und sich nur ein bestimmter Anteil an Schwimmern im Becken aufhält.
Eine ältere Dame mit Badekappe hebt einen Arm aus dem Wasser, zieht ihn nach vorne und taucht ihn wieder ein. In langsamen Zügen nähert sie sich dem Beckenende. Noch einen knappen Monat, bis voraussichtlich Mitte September, können die Badegäste das kalte Wasser im Haarer Freibad genießen. Denn das Bad kann, trotz der langen Schließung, nicht länger als in den vergangenen Jahren geöffnet bleiben. Sobald die Saison im den beiden Hallenbädern der Gemeinde beginnt, ziehen die Mitarbeiter um – vorausgesetzt das Virus spielt mit.
August 26, 2020 at 11:00AM
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Haar: Corona: Was Bademeister alles leisten müssen - Merkur.de
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