Die Gemeinde Haar macht sich nach Verkehrserhebungen, Bürgerbefragungen, Workshops und langwierigen Planungen an die Umsetzung des integrierten Mobilitätskonzeptes. Dieses umfasst Maßnahmen für alle Bereiche des Verkehrs, also für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger. Der Gemeinderat hat nun eine Umsetzungsgruppe ins Leben gerufen, die das dynamische Grundlagen- und Maßnahmenpapier abarbeiten soll. Je nachdem, was angegangen wird, stehen noch weitere Diskussionen, Bürgerforen und auch Beschlüsse zu Investitionen an. So etwa zum Umbau der Leibstraße und zur Verkehrsberuhigung in Gronsdorf.
Wie viel schon vorgearbeitet wurde und wie umfangreich die Aufgabe ist, an die man sich macht, zeigt alleine die Tatsache, dass sich die Umsetzungsgruppe als erstes daran machen wird, eine "Priorisierung der Prioritätenliste" vorzunehmen. Sitzungen des Gremiums, in dem Gemeinderäte und Mitarbeiter aus der Verwaltung mitwirken, sind im August geplant. Im Gemeinderat zeigte sich die wachsende Ungeduld, nach langen Debatten jetzt in die Umsetzung zu gehen. Bürgermeister Andreas Bukowski selbst hatte im Wahlkampf schon moniert, dass endlich sichtbare Fortschritte erzielt werden müssten.
Als eine der ersten Amtshandlungen ließ er Fahrradschutzstreifen in den Bahnunterführungen der Leibstraße und in Gronsdorf auf der Straße aufbringen. Viele weitere solcher Schritte sollen folgen. Fahrradwege sollen ausgebaut, Gehwege verbreitert und Mobilitätsstationen entwickelt werden. Die Leibstraße soll nach aktuellem Stand zu einem verkehrsberuhigten Geschäftsbereich werden. Dass Parkplätze dort wegfallen sollen, ist umstritten.
Aber auch um kleine Maßnahmen dürfte trotz gründlicher Vorarbeiten hart gerungen werden. So stieß auch Bukowskis vorgezogene Aktion zu den Fahrradschutzstreifen auf Kritik. Peter Paul Gantzer (SPD) sagte, die Polizei sehe diese Markierung kritisch. Als sich Bukowski auf bereits vor längerem getroffene Absprachen mit der Polizei berief, antwortete Gantzer, dass er als "Ehrenkommissar" der Polizei sehr gut an Informationen komme. Auch sonst kam trotz der verbreiteten Sehnsucht nach Umsetzung der Alleingang Bukowskis nicht bei allen gut an. Gerade die Grünen befürchten, das Konzept, das eine Gesamtschau aus Eingriffen in Verkehrsströme und deren Auswirkungen abbildet, könnte durch Herauspicken einzelner Punkte zerpflückt werden. Solche Sorgen erhielten im Gemeinderat weitere Nahrung, als über einen CSU-Antrag diskutiert wurde, in der Vockestraße auf Höhe der Rechner- und der Brunnerstraße eine Bedarfsampel einzurichten. Eine Querungshilfe dort ist Teil des Mobilitätskonzepts.
Die Ampel wurde aber doch einstimmig befürwortet, weil an einem größeren Umbau der Kreuzung der von Vocke- und Wasserburger Straße, also B 471 und B 304, gearbeitet wird. In diese Planungen soll die Ampel mit aufgenommen werden. Die CSU warb dafür, um für circa 110 Kinder aus Unterhaar einen sichereren Schulweg zu schaffen. Die Sache sei dringlich, heißt es in dem Antrag, weil am Nachmittag die Sicherung durch Schulweghelfer nicht gegeben sei.
Insgesamt soll aber nun eine Agenda gestrickt werden. Stadtplanerin Birgit Kastrup vom Planungsverband äußerer Wirtschaftsraum sprach von einer Leitlinie für die nächsten 15 Jahre. Mike Seckinger (Grüne) sagte, das Papier werde Haar "über Jahrzehnte prägen". Thomas Reichel (CSU) ging es auch ums "große Ganze". Ein Schwerpunkt werde aber auf dem Autoverkehr liegen, sagte er, den es auch zu reduzieren gelte. Reichel hob die Bedeutung der Autobahnparallele hervor, die die B471 ersetzen und Ottendichl entlasten soll und die die CSU nur noch als Umgehungsstraße tituliert. Damit soll offenbar denen Wind aus den Segeln genommen werden, die eine Straße parallel zu einer ausgebauten A 99 ablehnen. Auch die Spange Nord an der Bahn von Eglfing nach Gronsdorf sei zentral, sagte Reichel. Als nächstes sollen aber Radfahrer und Fußgänger Fortschritte spüren, wie an den Unterführungen und an der Ampel in der Vockestraße. Und die Diskussion über die Leibstraße dürfte bald weitergeführt werden.
July 24, 2020 at 02:26AM
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Umstrittener Schnellschuss - Süddeutsche Zeitung
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Haar
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