Die Gemeinde Haar will Laubbläser verbieten - trifft damit aber hauptsächlich den eigenen Bauhof. Denn ein Verbot für alle gibt die Rechtslage nicht her.
– „Laubbläser sind laut, stinken, sindklimaschädlich, schaden der Biodiversität und der Qualität der Böden und sietöten Tiere.“ So lautet die Anklageschrift der Grünen und der SPD in Haar, und deshalb haben sie einen Anlauf unternommen, den Einsatz der Geräte auf Haarer Gemeindegebiet grundsätzlich zu verbieten.
Im Umweltausschuss des Landtags ist ein Antrag gescheitert
Das gibt aber die Rechtslage in Deutschland nicht her. Im Herbst wird zwar der bayerische Landtag über ein Laubbläserverbot weiter diskutieren. Im Umweltausschuss des Landtags ist ein entsprechender Antrag der Grünen aber trotz Unterstützung der SPD gescheitert. In Haar dagegen soll sich wenigstens die Gemeinde selbst verpflichten, keine Laubbläser mehr einzusetzen.
Bauhofleiter rechnet mit Beschwerden
Das hat der Hauptausschuss mit 9:7 Stimmen – Grüne, SPD und FDP gegen die CSU – dem Gemeinderat als Beschluss empfohlen. Da die Mehrheitsverhältnisse dort genau so sind, wird es in der Sitzung am 21. Juli wohl auch so beschlossen. Haars Bauhofleiter Alex Brand ist skeptisch. „Ganz lapidar gesagt: Wenn Beschwerden kommen, werden wir diese an Sie weitergeben“, sagte er im Hauptausschuss. „Und die werden kommen.“
Ein Jahr Erprobungszeitraum
In einem Erprobungszeitraum vom 1. September 2020 bis 31. August 2021 soll in Einrichtungen der Gemeinde Haar auf den Einsatz von Laubbläsern verzichtet werden. Nur in Ausnahmefällen sollen die Geräte verwendet werden dürfen, um der Verkehrssicherungspflicht nachzukommen. Hausmeisterdienste, die für die Gemeinde arbeiten, werden auch aufgefordert, keine Laubbläser einzusetzen. Aus den Erfahrungen in diesem Erprobungszeitraum soll die Verwaltung ein Konzept erarbeiten und dem Gemeinderat vorlegen.
Handarbeit bedeutet Mehraufwand
Bisher hat die Gemeinde Haar 24 Laubbläser im Einsatz, um Wege und Flächen zu reinigen. Nur am Poststadl wird das mit Besen und Rechen erledigt. Überall auf Handarbeit umzustellen, bedeutet Mehraufwand. „Aber die Nachteile der Geräte wiegen schwerer als die Vorteile“, sagte Petra Tiedemann (Grüne). Zumal die Arbeiter den ganzen Feinstaub einatmeten, den sie aufwirbeln.
CSU: Keiner setzt die Dinger aus Spaß am Krachmachen ein
Thomas Reichel (CSU) hält die Beschränkungen für unverhältnismäßig. „Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und wo viele Bäume stehen, fällt viel Laub.“ Das müsse beseitigt werden. Niemand setze die Laubbläser aus Spaß am Krachmachen ein.
Appell an die Bürger
Peter Siemsen (FDP) möchte nicht mit Verboten arbeiten, sondern die Bürger sensibilisieren; mit einem Infoblatt beispielsweise, das die Nachteile der Geräte aufzählt. „Viele Bürger stehen Laubbläsern kritisch gegenüber“, sagte er. SPD-Fraktionssprecher Thomas Fäth (SPD) unterstützt einen Appell an die Bürger, möchte aber, dass die Gemeinde mit gutem Beispiel vorangeht. Anke Bender (CSU) richtete den Blick auf diejenigen, die in diesem Fall hinter dem abstrakten Begriff „Gemeinde“ stehen. Und fragte: „Was tun wir dem Bauhof damit an? Die Arbeit muss doch geschafft werden.“
Neue Kehrmaschine kostet rund 185.000 Euro
Auf Dauer wäre das wohl nur mit einer neuen Kehrmaschine möglich. Kostenpunkt: Rund 185.000 Euro. Für den Einsatz des Geräts wäre mindestens ein zusätzlicher fester Mitarbeiter nötig, erklärt Bauhofleiter Alex Brand. Darüber wird sich der Gemeinderat bei den Haushaltsberatungen Gedanken machen müssen. Ohne Laubbläser werde es schwierig, große Flächen freizuhalten wie den Friedhof, Spielplätze, Wiesen, Schulwege, sagt Brand. Laut Verwaltungsvorlage wird auf dem Friedhof möglicherweise das Laub auf den Nebenwegen zu den Gräbern nicht mehr beseitigt werden können. Im Herbst wird sich zeigen, wie die Haarer darauf reagieren.
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July 17, 2020 at 10:30AM
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Haar
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