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Thursday, July 16, 2020

Das Gute unter der Sonne - Süddeutsche Zeitung

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Markus Söder möchte ja künftig auf dem Dach jedes neuen Wohnhauses Solarpaneele sehen. Die Gemeinde Haar geht auf Antrag der Grünen hin weiter. Sie möchte auch alle die an der Energiewende beteiligen, die gar kein eigenes Dach über dem Kopf haben. Der Gemeinderat hat nach intensivem Austausch von Argumenten einstimmig beschlossen, die Möglichkeiten der Installation von Balkonsolaranlagen und Mietersolaranlagen auf Dächern auszuloten. Große Vermieter wie die Wohnungs- und Siedlungsbau Bayern, die Anlagen im Jagdfeld betreut, werden angeschrieben. Weitere Schritte sollen folgen.

Andreas Nemetz und Lukas Röder werden sich im Haarer Rathaus schon langsam denken, was noch als nächstes kommt. Der Leiter des Umweltreferats und der Klimamanager sind mit der Umsetzung der Energiewende schon gut beschäftigt. Und die mittlerweile doppelt so stark wie früher im Gemeinderat vertretenen Grünen unternehmen alles, damit die Arbeit nicht weniger wird. Die Fraktion um Mike Seckinger und dem neuen Zweiten Bürgermeister Ulrich Leiner nutzt den Rückenwind aus der Kommunalwahl, um beim Klimaschutz ein Projekt nach dem anderen anzuschieben.

Doch ihr Antrag, die Verwaltung möge sich für den Einsatz von Balkonsolaranlagen und Mieterstromanlagen einsetzen, warf die Frage auf, ob das alles noch zu leisten sei. Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) hatte die Diskussion bewusst breit angelegt und alle im Gremium ermuntert, basisdemokratisch ihre Meinung zu äußern und nicht den Fraktionschefs alleine das Wort zu überlassen. Dabei zeigte sich, dass doch viele Sorge vor einer Überlastung der Mitarbeiter im Rathaus haben. Wie soll man große Vermieter dazu bringen, da mitzuwirken? Sind solche Balkonsolaranlagen für den einzelnen wirtschaftlich? Und wie verändert sich das Ortsbild, wenn an jedem Balkongeländer ein Solarpanel hängt? Peter Paul Gantzers (SPD) Antrag, wegen vieler offener Fragen das Ansinnen an die Grünen zurückzuverweisen, die das überarbeiten und neu vorlegen sollten, wurde bei Stimmengleichheit abgelehnt. Die Idee an sich, die breite Bevölkerung an der Energiewende zu beteiligen und mit geringen Kosten für die Gemeinde den Anteil regenerativ erzeugten Stroms in Haar zu erhöhen, kam bei allen gut an.

Und so einigte man sich am Ende einstimmig auf ein schrittweises Vorgehen. Grünen-Fraktionschef Seckinger strich den "sozialen Aspekt" des Antrags heraus. Mieter könnten sich Gebühren sparen. Er bot an, man werde sich als Fraktion begleitend mit einbringen und auch Fakten zu klären helfen. Christian Dörr (CSU) schlug vor, die Gemeinde solle als "Pilotprojekt" erst einmal in ihren Wohnanlagen auf mehr Balkonsolaranlagen hinwirken. Ton van Lier (Grüne) sagte, es gebe gute Balkonsolaranlagen, bei denen eine Blendwirkung ausgeschlossen sei. Peter Siemsen (FDP) attestierte dem Grünen-Vorstoß "Charme", pochte aber darauf zu klären, was Anlagen kosteten, wann sich die Investition amortisiere und was an Einspeisevergütung zu erwarten ist.

Zu diesen Fragen kursierten in der Sitzung unterschiedliche Aussagen, etwa zu einer Einspeisevergütung. Sonja Britt (CSU) gab auch zu bedenken, dass beim Eigenverbrauch problematisch sei, dass tagsüber Strom erzeugt werde, aber abends der Verbrauch steige, wenn die Waschmaschine oder der Fernseher laufe. Laut Angaben der Verwaltung kostet eine Anlage zwischen 350 und 500 Euro. Die Amortisationszeit beträgt sechs bis neun Jahre. Und in 20 Jahren hilft eine Balkonsolaranlage, 2,5 Tonnen CO₂ einzusparen, was 125 Kilo im Jahr entspricht. Laut Klimaschutzbericht der Gemeinde stößt jeder Haarer im Durchschnitt 5,3 Tonnen CO₂ im Jahr aus.




July 17, 2020 at 02:38AM
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